Tour durch 3 Landkreise

Radtour durch 3 Landkreise (150 km)

Die Zugfahrt

Am 4. Oktober 2013 habe ich mal eine völlig neue Tour ausprobiert: ich wollte nicht immer wieder die gleichen Straßen befahren, die ich von zu Hause mit einer Rundtour erreichen kann sondern mit dem Zug irgendwohin fahren und dann nach Hause zurück. Ohne Umstieg von Rangsdorf aus kamen nur Strecken in Frage, die entweder mit dem RE3 oder RE7 erreicht werden können. Schnell war mir klar, dass es nur nach Süden mit dem RE3 sein konnte. Dessau wäre sicher auch ein interessanter Startort gewesen aber mit einer Anfahrtszeit von knapp 3 h nicht akzeptabel! So fiel die Wahl auf die Strecke nach Elsterwerda. Damit es nicht übermäßig lang wird, bin ich mit dem Zug in knapp über 1 h nach Doberlug-Kirchhain im Landkreis Elbe-Elster gefahren und von da über einige Zwischenziele nach Rangsdorf zurück. Die Fahrkarten habe ich mangels Fahrkartenautomaten 2 Tage vorher im Tourismusbüro erworben (12,70 € für mich und 3,20 € für mein Rad).

Fürstlich Drehna

Kürzlich bin ich bei einem Freund gewesen, bei dem es Bier aus der Brauerei Fürstlich Drehna zu trinken gab und vor einiger Zeit gab es im RBB eine Sendung mit den 30 schönsten Bauwerken in Brandenburg, wo auf Platz 30 das Wasserschloss Fürstlich Drehna zu sehen war. Grund genug für mich, meine Tour dort entlang zu führen. Die Tour habe ich im Wesentlichen mit GoogleEarth geplant, mit dem dortigen Radfahrermodus, der allerdings noch mit Vorsicht zu genießen ist…

Das Wasserschloss ist schon ein echter Hingucker, aber eine Autofahrt über 92 km von Rangsdorf nach Drehna würde ich nur unternehmen in der Verbindung mit anderen Zielen in der Nähe wie z.B. dem Bismarckturm in Spremberg oder den Biotürmen in Lauchhammer – die waren ebenfalls in der RBB-Sendung zu sehen. Drehna war wirklich ganz zauberhaft anzusehen aber von dort weg zu kommen war nicht so ganz einfach.

Die Folgen des Tagebaus

Meine Route führte mich zu einem Weg der komplett gesperrt war mit dem Hinweis „Lebensgefahr“. Weshalb stand da nicht, also bin ich als Ortsunkundiger erstmal dort entlang gefahren. Ich dachte, solange ich auf dem Weg bleibe wird mir schon nichts passieren und als Radfahrer komme ich überall durch. Der asphaltierte Radweg war wirklich toll zu fahren, zumindest eine Weile lang. Dann konnte ich erkennen, dass der Weg in einem Sandhügel endete und die Fahrbahn nicht mehr vorhanden war. Ich befand mich in einem sogenannten Bergbausanierungsgebiet – der Drehnaer See ist ein Tagebausee, künstlich geflutet und irgendwelche Probleme muss es mit dem Ufergebiet dort geben. Es wird vor Absenkungen gewarnt und das ganze Gebiet darf nicht betreten werden. Na prima, also mußte ich wieder zurück, selbst zwei Alternativen, die ich ausprobiert hatte, führten nicht zum Erfolg. Wieder in Drehna angekommen hatte ich ca. 9 km umsonst gefahren und fast eine halbe Stunde verbraten. Von da an habe ich meine Route geändert und bin via Garmin-Navi mit der Einstellung „schnelle Strecke“ bis zum Pausenort nach Golßen gefahren. 

Obst am Straßenrand

Das Schöne an der Gegend ist, dass ständig Obstbäume, meist Apfelbäume die Straßenränder zieren. Ich habe auf der Tour 3 Mal davon Gebrauch gemacht und habe wirklich die allerleckersten Äpfel pflücken können. Natürlich waren die berühmten „low hanging fruits“ nicht mehr dran und somit mußte ich mich seeehr lang machen bzw. etwas in die Luft springen, um Beute zu machen. Übrigens ist der Wildapfel der Baum des Jahres 2013 – allerdings glaube ich, dass die roten Äpfelchen hier einer domestizierten Sorte angehörten. Neben schönen Bäumen gab es natürlich auch Unschönes, so z.B. einen toten Waschbär im Straßengraben – auf jeden Fall ein Zeichen dafür, dass sich diese possierlichen Tiere in unserer Gegend verbreiten. Meine Route ging übrigens zu einem gewissen Teil in Nordwestrichtung und der Wind kam aus Südost – also perfekt für einen Radfahrer. Auf der Strecke bis zum Pausenort Golßen war Tempo 30 oft kein Problem. Auf meinem Weg lag auch Luckau, eine Gartenstadt mit historischem Stadtkern. Was ich im Vorbeifahren so sehen konnte machte Lust auf mehr: Luckau – wir sehen uns wieder! In Golßen bin ich dann im Restaurant „Zur Spreewälderin“ eingekehrt, die Adresse kann ich wirklich weiter empfehlen. Das innere war blauweiß zum Thema Oktoberfest geschmückt und so kam ich an einer Maß Bier mit Allgäuer Büble-Bier nicht vorbei. Der Salat war auch klasse, super frisch mit verschiedenen Blattsalaten, Zwiebeln, Zuckerschoten, Tomaten, Gurken, Paprika, Thunfisch und Sprößlingen usw. – nur die Salatsoße war langweilig, ich schätze mal, das war Joghurt light mit Wasser verdünnt…

Schlechte Wegstrecke

Ab Golßen bei km 78 bin ich wieder die ursprünglich geplante Route gefahren und mußte irgendwann einsehen, dass die mit GoogleEarth am „grünen“ Tisch geplanten Routen nicht immer ideal waren. Es gab einige schwierige Passagen im Wald, ich wußte gar nicht, dass man Waldwege mit Kleinsteinpflaster (DDR-Qualität) befestigt hat. Die nervigsten Passagen waren vor und in Freidorf, was ausschließlich grobes Kopfsteinplaster als Straßenbelag kennt und dazu noch über teilweise recht schmale Fußwege, über die man als Radler balancieren mußte, wollte man nicht über den Straßenbelag fahren. Auf jeden Fall werde ich diesen Ort auf die Liste der zu umfahrenden Ortschaften setzen.

Dann kam ich auf den Gedanken, ab Halbe auf dem Hofjagdweg bis nach KW zu fahren und von dort über Mittenwalde nach Rangsdorf. Durch Teurow durchgefahren und letztlich in Halbe angekommen, überkam mich eine kuriose Analogie zu unserem Geld: Wenn man Halbe (also 1/2 Euro oder die Mark) hinter sich läßt, kommt man zum Euro (auch Teuro oder na gut Teurow genannt).

Radwege

Abgesehen vom Hofjagdweg habe ich unterwegs zahlreiche markierte Radwege anteilig nutzen können, so etwa den Fürst-Pückler-Weg, die Niederlausitzer Bergbautour, die Kranich-Tour, den Dahme-Radweg und den Gurkenradweg. Alle diese Touren haben eines gemein: sie lassen sich von Normalsterblichen nicht an einem Tag abfahren, der Dahme-Radweg ginge evtl. noch mit 123 km, der Fürst-Pückler-Weg mit 500 km ist auch für mich nicht an einem Tag bezwingbar. Hinzu kommt, dass die Beschilderung trotz ADFC-Zertifizierung und sonstiger positiver Aussagen nicht immer eindeutig ist. Und so kam es, dass ich den Hofjagdweg nach kurzer Zeit wieder verlassen habe, da ich nicht sicher war, den korrekten Weg in der mir zur Verfügung stehenden Restzeit zu finden. Der Sonnenuntergang war laut meinem GPS Tracker 18:38 h und somit änderte ich meinen Plan für den restlichen Weg nach Hause erneut: die kürzeste Route nach Rangsdorf bitte!

Der Entscheidungspunkt war genau zwischen Klein-Köris und Groß-Köris. Zunächst wollte mich mein Navi über Neubrück, Pätz und Bestensee, also über B179 und B246 führen – das wollte ich aber nicht. So bin ich links abgebogen über Groß-Köris Richtung Teupitz und da wurde es auch noch einmal übel: in Teupitz gab es eine Komplett-Sperrung – ein Weiterkommen war nur für Anwohner mit Berechtigungsausweis möglich. Also noch einige Höhenmeter zusätzlich und einen Umweg über Tornow gemacht. Die weiteren Stationen hießen Egsdorf – Zesch am See – Lindenbrück – Wünsdorf – Zossen – Dabendorf – Groß Machnow – Rangsdorf. Die Straße zwischen Egsdorf und Zesch bin ich anfangs der 90er Jahre gerne und oft mit dem Rennrad abgefahren, aber die ist inzwischen so schlimm, dass man die wirklich nicht empfehlen kann: zu den zahlreichen Höhenmetern kommt so etwa der schlechtest beschaffene und löchrigste Asphalt den ich kenne. Die Straße ist als Privatstraße ohne Winterdienst ausgeschildert und wahrscheinlich nicht ohne eine siebenstellige Summe zu erneuern.

In Lindenbrück gab es noch ein nettes Motiv mit Kübissen auf einem Wagen- obwohl die Preise für die Kürbisse recht moderat waren, habe ich davon Abstand genommen, noch zusätzlichen Ballast aufzunehmen. Meine Tour war ursprünglich auf 142 km ausgelegt – 150 km sind es letzlich geworden, soviel waren bei mir auch mental eingeplant.

Das Ziel

Die Ankunft in Rangsdorf war um 18:30 h und damit 8 min. vor Sonnenuntergang. Ziel erreicht! An Höhenmetern hat mein Garmin mir knapp 580 angezeigt und der Schnitt war immerhin 20,6 km/h. Alles in allem war das ein sehr erlebnisreicher Urlaubstag mit einer Tour durch die Landkreise Elbe-Elster, Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming und ich bin sicher, mir fällt nächstes Jahr wieder so etwas Ähnliches ein. Aber in einem bin ich sicher: solche Touren fahre ich nur alleine, es sei denn, jemand überzeugt mich, dass er das auch so mit mir durchziehen könne.